Wegen Personalmangel heute geschlossen
Samstagnachmittag im Spätsommer 2022. Wir stehen vor einem sehr netten bayerischen Wirtshaus in München, um uns mit Freunden im Biergarten zu treffen. Ich freue mich auf ein Radler mit einer frischen Brez’n und Obatzda. So habe ich die bayerische Gastfreundschaft in 40 Jahren leben und lieben gelernt.
Und jetzt das. Wir schauen uns verblüfft an: ‘Samstags geschlossen?’
Als Gastronomin
stellen sich bei mir sämtliche Nackenhaare auf. Auch in unserem früheren Coffee Shop stand das Thema Team täglich auf unserer Tagesordnung und auch wir hatten Phasen, in denen wir zu wenig Mitarbeiter*Innen hatten. So wenig, dass ich schlaflose Nächte hatte. Aber ich kann nur ahnen, wie frustrierend es für Gastronom*Innen ist, wegen Personalmangel nicht aufmachen zu können!
Als Expertin für erfolgreiches Gastro-Business
frage ich mich: Welche Auswirkungen hat das auf das Betriebsergebnis, auf die Branche und sogar auf die Wirtschaft in Deutschland?
Als Gast
fürchte ich, dass wir uns in naher Zukunft an diese Situation gewöhnen müssen.
Trotzdem finde ich es gut, dass Gastronom*Innen lieber entscheiden nicht aufzumachen, als die Mitarbeiter*Innen die (noch) da sind zu verheizen.
Wir stecken in der Gastronomie tief in mehreren Krisen gleichzeitig. Und es ist wie immer: Die einen geben auf und die anderen krempeln die Ärmel hoch und gestalten die Zukunft neu.
Not macht ja bekanntlich erfinderisch.
In diesem Blog-Artikel erfährst du,
- den wahren Grund dafür, dass ‘niemand‘ mehr in der Gastro arbeiten will
- die TOP 10 der Demotivatoren
- was du sofort – also heute noch – verändern kannst
Warum 'niemand' mehr in der Gastro arbeiten will
Während der Corona-Pandemie sind scheinbar viele Mitarbeiter*Innen aus der Gastronomie ‘abgewandert‘.
Am Stammtisch wissen alle – vor allem Nicht-Gastronom*Innen:
‘Das ist doch klar: Die Leute verdienen in anderen Berufen mehr Geld und haben abends und am Wochenende frei!’
Ich nehme das anders wahr:
Die Mitarbeiter*Innen, die abwandern sind auf der Suche nach Sicherheit. Durch die Horror-Storys in den Medien wissen sie nicht, wie es in der Gastronomie weiter geht und das Kurzarbeitergeld, orientiert am offiziellen Gehalt, reichte natürlich lange nicht aus, wenn es auch inoffizielle Einnahmen gab, die nicht mit eingerechnet wurden, wie zum Beispiel das Trinkgeld und so ;-).
Ist es nicht der Job von uns Arbeitgeber*Innen ihren Mitarbeiter*Innen Sicherheit zu geben?
Die Gastronomie ist sicher. Wie sehr haben die Menschen während der Lockdowns uns Gastronom*Innen vermisst. Menschen werden immer essen, trinken und feiern wollen.
Glücklicherweise gibt es viele Gastronom*Innen deren Mitarbeiter*Innen geblieben sind. Sie zahlen ein faires Gehalt, wovon ihre Mitarbeiter*Innen gut leben können, nutzen die Krise um ihr Gastro-Business neu zu gestalten und bieten die Möglichkeit sich persönlich weiterzuentwickeln.
So sähen sie Sicherheit in guten und in schlechten Zeiten. Und ernten…? Sicherheit!
“Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.” Robert Bosch
Und dann ist da noch etwas: Sinnerfüllung.
Vor Kurzem beobachtete ich einen Barkeeper dabei, mit wie viel Liebe er meinen Drink zubereitete. Schon im Beratungsgespräch berührte er mich emotional. Als ich zahlte sagte ich ihm: ‘Wow, das war so klasse!’ Er strahlte und antwortete: ‘Für solche Gast-Erlebnisse stehe ich morgens auf!’
Ich möchte mir ihn gar nicht vorstellen als Paket-Zusteller oder als Programmierer oder so. Das macht ihn sicher nicht glücklich.
In meinem Leben begegne ich vielen jungen Menschen, die von Herzen gerne Gäste glücklich machen. Wenn wir sie gewinnen und dauerhaft behalten wollen, dann müssen wir die Branche neu gestalten – nach ihren Vorstellungen.
“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupéry
Der Fisch muss dem Angler schmecken
Wenn neue Mitarbeiter*Innen anfangen, sind sie top-motiviert. Sonst stellst du sie nicht ein. Oder?
In erster Linie geht es also darum, die Motivation zu erhalten. Deshalb antworte ich auf die Frage: ‘Wie motiviere ich meine Mitarbeiter*Innen?’ gerne mit:
‘Aufhören, zu demotivieren!
Sind wir mal ehrlich: Es passiert eher selten, dass die Motivation für den tatsächlichen Job schwindet. Die Wenigsten, die sich als Gastgeber*In bewerben, werden die Motivation dafür verlieren, die Gäste zu bedienen oder für sie zu kochen. Wenn sie demotiviert sind, bewerben sie sich einfach wo anders für einen ähnlichen Job und erhoffen sich andere Bedingungen.
Was den Mitarbeiter*Innen demotiviert? Hier kommt die TOP 10:
1. Fehlende Wertschätzung
2. Schlechte Stimmung im Team
3. Kurzfristige und keine zuverlässige Dienstplanung
4. Überstunden, vor allem unentgeltlich
5. Doppelschichten
6. Keine Pausen und kein vernünftiges Essen während der Schicht
7. Chaos am ersten Arbeitstag
8. Unklare Aufgaben und mangelhafte Einarbeitung
9. Schlechte und/oder unpünktliche Bezahlung
10. Unklare Arbeitsbedingungen im Vertrag
Immer wieder bin ich erstaunt, wenn junge Menschen in der Gastronomie mir von solchen Missständen erzählen und finde es völlig normal, dass sie diese nicht mehr akzeptieren wollen. Solche Missstände riechen stark nach veralteten Organisationsstrukturen und Machtgehabe, die auch mich als Mitarbeiter*In schon vor vielen Jahren demotiviert haben und sogar dazu führten, dass ich in andere Branche abwanderte (aber nur kurz ;-)).
Ein Jammer, dass deshalb sogar viele leidenschaftliche Gastgeber*innen den Job an den Nagel hängen und ‘abwandern’.
Unter uns gesagt: Die Ursache für all diese Demotivatoren liegt in der Führung. Mal ehrlich:
Wann hast du das letzte mal etwas mit deinem Teammitglied getrunken?
Führung ist Service
Die Demotivatoren auszuschalten ist viel einfacher als du vielleicht denkst. Es braucht den Willen und ein wenig Zeit.
Du hast keine Zeit? Dann ist es höchste Eisenbahn, etwas zu verändern. Wenn du nichts veränderst, wird sich nichts ändern.
Führung braucht Zeit. Übrigens auch Selbstführung. Lege gleich los:
Schritt 1:
Erfasse für ein paar Tage, was du den ganzen Tag machst. Reflektiere nach ein paar Tagen,
- welche Aufgaben du unbedingt selbst erledigen musst,
- welche Aufgaben jemand im Team übernehmen kann und
- welche Aufgaben du streichen kannst.
Schritt 2:
Verteile möglichst viele Aufgaben auf deine Teammitglieder und trainiere sie, damit sie diese erfolgreich erledigen können. Sie freuen sich, weil du ihnen mehr zutraust und du bekommst den Rücken frei um zu führen.
Schritt 3:
Mit der gewonnenen Zeit machst du dich an die Demotivatoren und entwickelst Ideen, wie es besser klappen kann und setzt diese sofort um, einen nach dem anderen.
Ich bin sicher, dass du innerhalb weniger Wochen sehr viel erreichen kannst und auch in Zukunft mehr Zeit für die Führung deiner Teammitglieder hast.
So wird Führung zum Service. Für die die deinen Laden rocken.
“Wer will, dass seine Teammitglieder den roten Teppich für die Gäste ausrollen, muss zuerst den roten Teppich für die Teammitglieder ausrollen.”
Mach' den Test
Wie rot ist der Teppich für dein Team?
Mache den Test und finde deine Verbesserungspotenziale heraus.
Und wenn du nicht weiter kommst, dann buche ein unverbindliches Orientierungsgespräch mit mir, in dem wir gemeinsam herausfinden wo du stehst, was du brauchst und wie ich dir helfen kann.
Ich wünsche dir viele glückliche Teammitglieder,
deine Edith